Die Rechtschreibung der Grundschrift

stiefo hat wenig Regeln. Im Grundsatz sind die Regeln darauf ausgelegt, Wörter schnell schreiben zu können und dabei lesbar zu bleiben.
Gleichzeitig sind die Regeln nicht in dem Maße verbindlich, wie das bei den Regeln der deutsche Rechtschreibung ist. Regeln dürfen ergänzt, gebrochen oder verändert werden, solange man seinen eigenen Text später wieder lesen und verstehen kann.
„stiefo zu schreiben heißt, alles weglassen, was man zum Verstehen nicht braucht!”
Sollen auch andere den Text später lesen können, ist es sicher hilfreich, den meisten der hier vorgestellten Regeln zu folgen.
Schreib wie Du sprichst
In stiefo werden die Wörter so geschrieben, wie sie ausgesprochen werden. Daraus leiten sich ein paar Regeln ab:
f-Laute und w-Laute aussprachegemäß schreiben
Schreib wie Du sprichst führt bei Wörtern wie z .B. »Vogel« zur Schreibweise fogel. Aus der »Vase« wird die wase:


Doppelkonsonanten und Doppelvokale nicht ausschreiben
Aus der »Tanne« wird in stiefo die tane und aus dem »Paar« das par:


Es ist selbstverständlich nicht verboten, »Tanne« in stiefo mit zwei n zu schreiben. Da es in stiefo um Geschwindigkeit geht und die Verständlichkeit mit einem n trotzdem gegeben ist, lässt man das überflüssige n nach der Regel einfach weg.
Dehnungs-h und stimmloses h nicht schreiben
Der »Stuhl« wird zum stul, die »Uhr« zur ur und aus den »Erfahrungen« werden die erfarungen:



Das Dehnungs-h macht in der Praxis – vor allem in der Lernphase – immer wieder Ärger, wenn man sich beim Schreiben fragt, „soll ich das jetzt schreiben oder nicht?”. Man kann antworten: „Kann weggelassen werden, schadet aber auch nicht.” Ein überflüssiges h stört nicht die Verständlichkeit, im schlimmsten Fall kostet es beim Schreiben Zeit. Und bevor man lange darüber nachdenkt, schreibt man es im Zweifel einfach.
Ähnliches gilt z. B. beim Wort »Ehe«. Das h ist ein Dehnungs-h, das folglich nicht geschrieben werden braucht. Aber lässt man es weg, dann muss das Vokalzeichen geschrieben werden. Die »Ehe« wird zum Grenzfall: keine Schreibweise erzielt einen Geschwindigkeitsvorteil. Man schreibt folglich ohne lange nachzudenken, was einem als erstes in den Sinn kommt. Die Verständlichkeit ist in jedem Fall gewährleistet.
Ich verstehe nur Bahnhof
»Bahnhof« ist ein zusammengesetztes Wort: »Bahn« schreibt sich in stiefo wie »Stuhl«, »Bühne« »Sahne« etc., immer wird das h weggelassen: ban, stul, büne, sane. »Hof« indes schreibt man in stiefo mit h, denn es ist kein Dehnungs-h und of ist nicht zu verstehen. Fazit:

Wort- und Silbengrenzen achten
An Wort- oder Silbengrenzen werden Doppelkonsonanten ausgeschrieben und manche Zeichen kommen nicht zum Einsatz, um die Verständlichkeit zu vereinfachen.
Es gibt zwar eigene Zeichen für z. B. cht, nd, nt und sp,



doch werden diese Zeichen nicht verwendet, wenn sie mit Wortzusammensetzungen oder Sprachsilbenfugen zusammentreffen.
Beispiel: »eindeutig«. In stiefo wird »eindeutig« nicht mit dem Zeichen für nd geschrieben, sondern es werden n und d einzeln geschrieben:

Eine Sprachsilbenfuge entsteht zwischen
- Wortzusammensetzungen
- Vorsilbe und Wortstamm
- Wortstamm und Nachsilbe
An solchen Silbenfugen werden auch Doppelkonsonanten ausgeschrieben.
Warum schreiben wir in stiefo »eindeutig« mit einem Zeichen mehr als eigentlich nötig wäre? Und warum gibt es Wörter mit geschriebenen Doppelkonsonanten? Wo wir doch so viel Wert auf Geschwindigkeit legen und sogar eigene Zeichen für z. B. nd haben?
Weil wir gedanklich Silben als eigenständige Einheiten wahrnehmen und das soll sich im Schriftbild wiederfinden. Es macht letztendlich das Schreiben sowie das spätere Lesen und Verstehen schnell. Denn wir verinnerlichen die Schreibweisen für Silben wie »ver«, »ein«, »an«, »auf« usw. und können diese daher einheitlich und schnell zu Papier bringen. Gleiches gilt für das spätere Lesen und Verstehen: da solche Silben immer gleich aussehen, erfassen wir sie als Einheit und müssen beim Lesen nicht Zeichen für Zeichen entziffern.
Beispiele für Getrenntschreibung an Wort- und Silbengrenzen

(kein Zeichen für cht)

(kein Zeichen für nd)

(kein Zeichen für nt)
Beispiele für ausgeschriebene Doppelkonsonanten an Wort- und Silbengrenzen



Alles Kwark? Ja!
Ohne im Einzelnen auf die Wörter einzugehen, folgen weitere Beispiele für aussprachegemäße Schreibweisen:



Regional unterschiedliche Schreibweisen
Es gibt Wörter, deren Aussprache regional verschieden ist. Beispiel: China. In nördlichen deutschen Sprachraum überwiegt die Aussprache schina, während viele aus dem südlichen Sprachraum kina sagen. Beide Schreibweisen sind daher erlaubt:


Die Grenzen von Schreib wie Du sprichst
stiefo stößt an Grenzen, wenn die exakte Schreibweise zu Papier gebracht werden soll. Wie unterscheidet man z. B. die Nachnamen »Reinartz«, »Reinhards« und »Reinarz«?
Wohlgemerkt: Solche Unterscheidungen sind nur erforderlich, wenn man die exakte Schreibweise zu Papier bringen muss. Wenn man weiß, wie der Name Reinartz geschrieben wird, dann braucht man die genaue Schreibweise in stiefo nicht festhalten.
Eigennamen
Was also tun, wenn man die Familien Esser, Eser und Eßer sicher unterscheiden möchte? Naheliegend und pragmatisch: Man schreibt die Namen in der Langschrift.
Aber es gibt auch mit stiefo Möglichkeiten, Mehrdeutigkeiten einzuschränken:
- Doppelkonsonanten werden ausgeschrieben
- mehrdeutige Zeichen werden mit Ober- oder Unterstrichen markiert



Mit Markierungen oben und unten lassen sich alle zweideutigen Zeichen festlegen:
ohne Markierung | Markierung oben | Markierung unten |
---|---|---|
![]() f oder v |
![]() f wie in Feile |
![]() v wie in Vogel |
![]() k oder ck |
![]() k |
![]() ck |
![]() nd oder nt |
![]() nd |
![]() nt |
![]() ng oder nk |
![]() ng |
![]() nk |
![]() s oder ß |
![]() s |
![]() ß |
![]() w oder v |
![]() w wie in Wasser |
![]() v wie in Vase |
![]() z oder tz |
![]() z |
![]() tz |
So kann z. B. Familie Fieth von Familie Vieth unterschieden werden. Familie Fieth bekäme beim ersten Zeichen einen Strich oben und Familie Vieth bekäme einen Strich unten.
Zugegeben: Wenn man keine Markierung setzt, dann kann es beim Lesen passieren, dass man eben nicht mehr weiß, ob Frau Schultze oder Frau Schulze an der Besprechung teilnahm. Die Striche schaffen Eindeutigkeit, ihr Weglassen lässt Mehrdeutigkeit zu. Man gelangt hier an Grenzen von stiefo.
Ein Problem entsteht daraus nicht: Wenn man sich der Mehrdeutigkeiten bewusst ist, dann schreibt man in wichtigen Fällen entweder ein Wort in der Langschrift oder folgt der Regel Namen immer mit Markierungen versehen.
In manchen stiefo-Lehrbüchern wird die Möglichkeit eingeräumt, Doppelkonsonanten mit einem Strich zu markieren. Doch das kann verwirrend sein, weil die Eindeutigkeit leidet. Angenommen man markiert Familie Renner mit einem oben liegenden Strich, um damit das doppelte n zu kennzeichnen:

Da das n keine Mehrdeutigkeiten wie f/v/w oder s/ss/ß hat, ist die Darstellung eindeutig. Aber was passiert bei Famlie Esser? Würde man in der gleichen Absicht das s mit einem Strich als Doppelkonsonanten markieren, wäre beim Lesen nicht mehr eindeutig zu erkennen, ob das Doppel-s für Esser oder das einfache s für Eser gemeint ist (vergleiche mit obiger Tabelle mit den Markierungen für oben und unten bei s oder ß).
Folglich wird jeder für sich abwägen:
- Doppelkonsonanten in Namen stets doppelt schreiben oder
- eindeutige Doppelkonsonanten, wie nn, tt, bb etc. zu markieren; aber mehrdeutige Doppelkonsonanten wie ff, ss, zz etc. doppelt schreiben, weil da die Markierung schon eine andere Bedeutung hat.
Beim ersten Vorgehen gibt es keine Ausnahmen zu lernen.
Man könnte an dieser Stelle überlegen, Doppelkonsonanten mit einem neuen Symbol zu versehen (z. B. einem Punkt oder einem doppelten Strich). Aber ich halte das für wenig zielführend: stiefo will das schnelle Schreiben ermöglichen und muss daher Kompromisse eingehen. Ich persönlich komme mit wenig bis gar keinen Markierungen klar. Schneller ist es allemal.
Namen mit stimmlosen h
Namen mit stimmlosen h würden aussprachegemäß ohne h geschrieben werden, aber für eine eindeutige Darstellung ist das h zulässig:


Wörter anderer Sprachen
Wörter und Lehnwörter anderer Sprachen werden grundsätzlich aussprachegemäß geschrieben.
Manche Lehnwörter sind einfach in stiefo zu schreiben, weil schon in der Langschrift das jeweilige Wort fast so geschrieben wird, wie es ausgesprochen wird:

(arabisch)

(Quechua)

(norwegisch)
Aber es gibt schwierige Wörter:


Schwierig wird es, wenn man sich gedanklich komplett von der Schreibweise in der Langschrift trennen muss oder wenn Laute vorkommen, die keine Entsprechung in der deutschen Aussprache haben. Hier macht die Übung den Meister: je mehr man in stiefo geschrieben hat, desto einfacher ist das aussprachegemäße Schreiben.
Aussprachegemäßes Schreiben kann auch sehr befreiend sein: Wer weiß schon sicher, wie man Wörter wie »Portemonnaie« oder »Brillantcollier« richtig schreibt?
Auch wird die Verständlichkeit vor eine große Probe gestellt, wenn man beispielsweise die Namen bekannter Rockbands schreiben möchte:

Abkürzungen
Abkürzungen sind schwierig. USA, UNO und SPD können aussprachegemäß geschrieben werden oder man schreibt buchstabengemäß, also für jeden Buchstaben der Langschrift sein Gegenstück in stiefo. Aber schon bei der CDU wird es schwierig, denn es gibt kein eigenes Zeichen für c in stiefo. Und

kann beim Lesen eine Herausforderung darstellen, außer der Kontext lässt klar auf politische Parteien schließen. Darüber hinaus ist diese Darstellung nicht mal besonders kurz, es ist möglicherweise schneller, CDU in der Langschrift zu schreiben. Alternativ kann man, wenn man häufig über die CDU schreibt, auch eine eigene stiefo-Abkürzung dafür festlegen. Das ist Gegenstand der stiefo Ausbaustufen.
Ähnliche Schwierigkeiten treten bei Abkürzungen der Art »usw.«, »bspw.«, »etc.« auf. Bei »usw.« und »etc.« kann man sich mit gut mit … behelfen, denn es besteht keine Verwechslungsgefahr mit den Kürzeln der Ausbaustufen von stiefo. Wo es möglich ist, können Abkürzungen buchstabengemäß übertragen werden:



Man kann buchstabengemäße Worte komplett mit einem Ober- oder Unterstrich markieren, damit beim Lesen klar wird, hier ist eine Abkürzung dargestellt. Bei Abkürzungen, die man häufig verwendet, ist dies nicht erforderlich: hat man sich einmal auf eine Schreibweise festgelegt, ist das Lesen und Verstehen einfach.
Da, wo es nicht möglich ist, Abkürzungen buchstabengemäß zu übertragen (wie bei CDU), bleiben einem nur die Langschrift, das aussprachegemäße Schreiben oder eigene stiefo-Abkürzungen.
Die Ziffern und Zahlen wie in der Langschrift
Ziffern und Zahlen werden in stiefo genauso geschrieben wie in der Langschrift. Die Schreibweise der Zahlen ist schon effizient und es gibt kaum etwas zu beschleunigen.
Die Satzzeichen nur wenn nötig
Satzzeichen werden nur geschrieben, wenn es für das Verständnis hilfreich oder zwingend ist oder man z. B. beim Abschreiben alles ganz genau festhalten möchte.
Ein Satzende kann durch eine große Lücke kenntlich gemacht werden. Dort, wo eigentlich ein Komma hin käme, lässt man eine vielleicht halb so große Lücke. Für die Verständlichkeit ist es wichtig, die Lücken für Punkt und Komma groß genug zu machen, um sie von normalen Lücken zwischen Wörtern zu unterscheiden.
Wenn man Satzzeichen in stiefo festhalten will, dann werden die Zeichen der Langschrift verwendet, außer für Punkt und Komma: Entweder lässt man für Punkt und Komma angemessen große Lücken oder man schreibt für einen Punkt einen großen, rechtsschrägen (oder senkrechten) Strich und für ein Komma einen kleinen, rechtsschrägen Strich:


Warum schreibt man Punkt und Komma nicht wie in der Langschrift? Weil in den Ausbaustufen von stiefo die Symbole Punkt und Komma als Kürzel verwendet werden.